Der Tag des Angriffs ist gekommen. Heute will Heres mit seiner Armee aus dem Reich der Toten Götterruh angreifen und den Kaiser vernichten. Seit dem Morgengrauen sind die Mauern voll besetzt. Schon in der Nacht hat man sich bereit gehalten. Es ist nicht abzuschätzen, wann und vor allem wo es beginnt. Vielleicht kommen die Dämonen auch von hinten, vom Bergpass. Wo wird Heres die große Pforte öffnen, die die Grenzen zwischen den Welten sprengen wird und den Verdammten erlaubt, zurück zu den Lebenden zu kommen? Der bevorstehende Kampf dient nicht dazu, Heres ein für allemal zu besiegen, sondern lediglich Zeit zu gewinnen und sie dem Dämonenfürst zu rauben. Solange seine Armee in Götterruh und die Jagd nach dem Kaiser gebunden ist, wird Heres keine anderen großen Aktionen umsetzen. So hofft man zumindest.
Im Festungsinnenhof stehen Tenzo, Guren und Xenos für eine letzte Besprechung zusammen. Auch der Kaiser selbst steht im Hof. Kaiser Gredius trägt einen prunkvollen, scheinbar vergoldeten Brustpanzer und ein Schwert an seiner Seite. Der alte Kaiser ist bereit für den Kampf. Sein starrer Blick geht hoch zu seinen tapferen Soldaten auf der Mauer. Die Nachtwacht ist stark, doch ist sie solch einem Gegner gewachsen? Um Götterruh zu verteidigen, werden nur wenige Männer benötigt. Die günstige Lage der Nachtwachtbefestigungen macht so etwas möglich. Noch nie zuvor seit den Erbauungen ist es gelungen, eine der Festungen zu erobern. Wird sich dies heute ändern?
„Ich habe noch etwas für euch“, spricht Tenzo und holt zwei kolbenähnliche Geräte mit einer Art Ziehmechanismus sowie vier Kugeln aus seiner Tasche: „Nehmt dies. Wenn ihr den Mechanismus des Gerätes auslöst, schickt ihr ein rotes Leuchtsignal in den Himmel. Haltet die Öffnung dazu einfach nach oben. Die Kugeln sind gefüllt mit Weihwasser. Wenn ihr in Bedrängnis kommt, werft sie einfach auf den Boden oder auf den Feind. Sie werden explodieren und das Weihwasser zu feinen Tröpfchen versprühen, was unseren Gegnern gar nicht gefallen dürfte. Ich habe auch die Soldaten damit ausgesattet. Nur haben sie grüne Leuchtsignale. Einigen wir uns darauf, dass wir sie benutzen, wenn einer von uns in Schwierigkeiten steckt. Dann kommen die anderen zur Hilfe.“ Xenos und Guren nicken. „Vielen Dank, Tenzo“, schüttelt Guren die Hand des Hochelfen: „Pass gut auf dich auf. Was wirst du während der Schlacht machen?“ „Ich werde die Soldaten auf den Mauern unterstützen und für genug Nachschub sorgen. Nach draußen werde ich nicht gehen.“ Xenos nickt den beiden zu: „Das solltest du auch, Guren. Bleibt beide lieber hier in Sicherheit und mischt euch nicht in den Kampf ein. Beschützt den Kaiser und wenn es soweit ist, flieht mit ihm.“ „Sicher“, zwinkert Guren Xenos zu. Dieser rollt nur mit den Augen.
Plötzlich wird von den Mauern gebrüllt: „Dort passiert etwas!“ Unruhe macht sich breit. Sofort eilen einige Nachtwacht-Soldaten zum Kaiser: „Ihr solltet Euch nun zurückziehen.“ Aerton Gredius nickt und kehrt zurück in eines der Häuser in der Felswand. Xenos‘ Gruppe sprintet auf die Mauern. In einiger Entfernung entladen sich scheinbar kleinere dunkle Blitze nahe über dem Boden in einem zentralen Punkt in der Luft. „Das ist alles andere als normal“, murmelt Xenos: „Ist das die Entstehung einer dieser Höllenpforten?“ Immer stärker werden die Blitzschläge. Angespannt beobachten alle dieses Phänomen. Dann entsteht mit einem lauten posaunenähnlichen, anhaltenden Donner die Pforte auf die andere Seite. Aus ihrem Zentrum baut sie sich rasend schnell auf. Die Festungsmauer wird in diesem Moment von einer gewaltigen, anhaltenden Druckwelle getroffen. Die Menschen können sich kaum auf der Stelle halten. Und schon steht ein riesiges, angsteinflößendes Tor dort, wo eben noch die weiße Schneedecke lag. Der Boden um die Pforte ist verbrannt und verkohlt. Die Geräusche haben sich gelegt. Es passiert nichts mehr. Es ist totenstill.
Mit einem Mal beginnen jedoch unzählige Dämonen aus dem Tor zu stürmen. Gröhlend rast die Masse auf ihr Ziel zu: Götterruh. Schnell spannen die Nachtwacht-Bogenschützen die Sehnen ihrer Bögen. „Halten“, hebt einer der Männer die Hand. Sie lassen die Feinde vordringen. Tenzo, Guren und Xenos beobachten die Situation. Unten im Hof vor dem Tor haben sich inzwischen weitere Soldaten versammelt. „Halten!“ Nun sind die Feinde nur noch wenige hundert Meter von den Mauern entfernt. „Halten!“ Ohne abzureißen ströhmen tausende Gegner aus der Pforte. Es ist unmöglich zu gewinnen. „Halten!“ Dann passiert das, worauf der Kommandeur gewartet hat. Die dichte Schneedecke öffnet sich unter den Feinden. Hunderte Dämonen stürzen in die sich eben geöffnete, tiefe Schlucht. Die ersten Reihen von Heres‘ Armee verschwinden im Abgrund. Und auch die nachfolgenden Reihen fallen reihenweise in die plötzlich auftauchende Tiefe. Nun kommt auch der Befehl: „Feuer!“ Schnell schießen die Soldaten auf die Dämonen, die an der Schlucht vorbei, weiter auf die Mauern zu sprinten. Doch immer noch kommt ein nicht abreißen wollender Strom an Monstern auf sie zu gestürmt. Eine weitere Schlucht tut sich auf und verschlingt abermals etliche Gegner. Immer wieder stürzen nun Teile des Schnees in Sinklöcher oder Schluchtabschnitte, weil sie den Massen der Angreifer nachgeben. Die zuvor unberührte, schöne Schneelandschaft ist nun plattgetreten und durchlöchert von den vielen Einbrüchen und der ersten Angriffswelle des Feindes.
Doch schon folgen die nächsten Gegner ihren Verbündeten aus dem Portal. Einige große Dämonen treten hervor. Sie waren es, die mit Steinen die Mauern der Kaiserstadt beschossen hatten. Sie müssen so schnell wie möglich besiegt werden, bevor sie die Mauer von Götterruh aufschießen. Die Nachtwacht-Soldaten im Hof machen sich bereit auszurücken. Auch Xenos will sich ihnen anschließen, als sein Blick noch einmal auf das Portal fällt. Er erblickt jemanden, der eindeutig aus der Menge hervorsticht: Nekomaru ist soeben angekommen. Neben ihm steht Ignar, welcher mit ihm redet, während sich der blondhaarige Junge seelenruhig in die Höhe streckt und sich erstmal umschaut. Auf seinen Lippen ist bereits sein krankes, scheinheiliges Lächeln zu sehen.
Die Nachtwacht öffnet das Tor und der kleine Stoßtrupp stürmt los. Unterstützt und gedeckt wird er von den Schützen auf den Mauern. Diese Soldaten gehören wirklich zu den Besten. Sie sind eine eingespielte Einheit. Schnell schließt sich Xenos ihnen an. Gemeinsam kämpfen sie sich nach hinten durch, um die gigantischen Dämonen niederzuringen. Doch immer weiter strömen Dämonen auf das Kampffeld. Die Soldaten werden getrennt. Bald schon sieht man die ersten grünen Leuchtsignale gen Himmel schießen. Auch Xenos befindet sich mitten unter den gefährlichen Dämonen, getrennt von seinen Verbündeten. Nur wenige der riesigen Dämonen fallen. Der Befehl zum Rückzug wird gegeben. Mit aller Kraft kämpft sich der junge Nekromant seinen Weg zurück zur Festung. Doch plötzlich sieht er sich einem Feind gegenüber, der anders als die restlichen Dämonen ist. Vor ihm steht Nekomaru. „Gefunden“, kichert der Blondhaarige.
In der Zwischenzeit sammeln sich die überlebenden Soldaten wieder im Innenhof. Bis an die Mauern drängen sich die Gegner. „Für einen weiteren Gegenangriff haben wir nicht mehr genügend Männer“, tauschen sich die Kommandeure aus. „Wir müssen aber wieder nach draußen. Drängen wir die Feinde nicht wieder von den Mauern zurück, werden sie sie bald überwunden haben. Außerdem sind noch einige unserer Männer da draußen.“ „So oder so werden wir sie nicht lange zurückhalten können. Wir sollten den Kaiser hinauf nach Himmelstor bringen. Schickt ein paar Männer.“
Vor den Mauern sind nur noch wenige verzweifelte Kämpfe zu beobachten, in denen einzelne Soldaten gegen dutzende Monster zu bestehen versuchen. Eine Ausnahme bildet nur ein kleiner Fleck. Hier stehen sich lediglich Xenos und Nekomaru gegenüber. Neben Nekomaru steht Ignar. Die anderen Dämonen wagen es nicht, dort einzugreifen. „Jetzt werde ich dich ein für allemal auslöschen“, spricht Nekomaru mit freudigem Unterton: „Und mit dir deinen dummen Menschenkaiser!“ In der Hand des Jungen erscheint seine Sense. „Du wirst den Kaiser nie bekommen! Denn wer heute sterben wird, bist du, Nekomaru!“ „Unterschätze Nekomaru nicht. Niemand kann ihn besiegen“, mischt Ignar sich lauthals ein. Ohne Xenos‘ Aussage ernstzunehmen, sprintet Nekomaru lachend auf ihn zu, um den ersten Schlag zu landen. Xenos zaubert: „Concursores fluctus!“ Eine Druckwelle rast gegen Nekomaru. Mit einer gekonnten Rolle ihr entgegen kann der Junge ihr jedoch trotzen und steht schließlich vor Xenos. Ein Schnitt mit vollem Schwung geht auf den Nekromanten nieder, der diesen im letzten Moment mit seinem Dämonenschwert pariert. Dennoch wird er ein ganzes Stück nach hinten gedrückt und sinkt im Schnee ein. „Das war nur Glück“, ruft Ignar. „Du hast wohl aus dem letzten Mal gelernt“, verspottet Nekomaru Xenos: „Dein mikriger Geisterdolch hält meine Sense nicht auf, also hast du dir ein Schwert besorgt. Ist es das Schwert, welches ich denke?“ Xenos lässt diese Frage unbeantwortet und beginnt nun auch einen Angriff. Der Blondhaarige geht in Abwehrposition. So wie Xenos angreift, wird es für ihn ein Leichtes, seinen Angriff zu verhindern. Doch kurz vor dem Zusammenstoß verschwindet Xenos: „Umbra step.“ Nicht einen Augenblick später taucht er hinter Nekomaru wieder auf. Entschlossen, seinen Kontrahenten nun zu töten, rast sein Schwert seitlich auf Nekomaru zu und würde ihn entzwei schneiden. Doch der Junge weicht nach vorne aus und fällt in den Schnee. Kein Treffer. Lediglich Nekomarus dunkelgrüner Umhang sowie sein darunter liegenden Oberteil werden durchschnitten. Die nackte Haut ist bereits zu sehen. „Das war knapp“, betont Nekomaru, welcher sich mit einem Sprung aufrichtet und sich seinem Rivalen zuwendet. Noch immer trägt er sein scheinheiliges, unverschämtes Lächeln auf den Lippen: „Jetzt darf ich aber wieder. Und jetzt werde ich dich vernichten.“ In Nekomarus Augen zeichnet sich das pure Böse ab. Mit ungeheurer Geschwindigkeit greift Nekomaru an. Xenos hat Mühe, alle seine Schläge abzuwehren. Einige der Sensenschnitte streifen ihn dennoch. Immer weiter wird der Junge von Heres‘ Sohn zurückgedrängt. Es ergibt sich keine Chance zum Gegenschlag.
In der Festung versucht man immer noch alles erdenkliche, die Dämonen zurückzudrängen. Die dicke Mauer kann den Beschüssen der riesigen Katapultdämonen, dank der Schwächung durch den ersten Vorstoß, zwar noch eine Weile standhalten, doch die Lage ist nach wie vor aussichtslos. Der Kaiser macht sich unterdessen auch zum Aufbruch bereit, um Götterruh hinter sich zu lassen und den beschwerlichen Bergpfad zur höher gelegenen zweiten Festung Himmelstor zu beschreiten. Plötzlich geraten die Soldaten auf den Mauern in Unruhe, welche sich in Jubel wandelt: „Am Horizont nähert sich Verstärkung!“ Ungläubig stürmen die Kommandanten auf die Mauer. Auch der Kaiser sowie Tenzo und Guren schauen in die Ferne. „Das sind die Fahnen der zehnten kaiserlichen Legion! Sowie einige weitere Truppen umliegender Stützpunkte. Damit steigt unsere Mannstärke von 70 auf schätzungsweise 1.300 Mann!“ Zwar sind sie den Dämonen damit zahlenmäßig immer noch unterlegen, jedoch schöpfen die Nachtwacht-Truppen neue Kraft. Sie wollen doch noch einmal vor die Tore treten und die Dämonen so zu einem Kampf von zwei Seiten zwingen. Auch Guren und Tenzo bieten ihre Hilfe an. Die Händlerin fährt mit ihrem Planwagen vor und reiht sich zwischen die Soldaten. „Ich habe den Wagen mit einem Hybriden ausgerüstet“, erklärt Tenzo den Männern: „Es ist ähnlich wie die Weihwasserkugeln. Guren fährt ihren Wagen so tief wie möglich in die Masse und löst den Mechanismus aus. Dieser sorgt für eine gewaltige Explosion, welche das Weihwasser im Inneren fein verstäubt in den Himmel pustet. Daraufhin regnet es in einem großen Umkreis nieder und schlägt so hoffentlich die Dämonen zurück.“
Die Soldaten schließen Guren in ihrer Mitte ein. Schon öffnet sich das Tor und gemeinsam bahnen sich die Nachtwacht-Soldaten einen Weg nach vorn. Die Verstärkung wurde auch von den Dämonen mittlerweile bemerkt. Kämpfe erstrecken sich nun an beiden Seiten. Das Kampffeld hat ein riesiges Ausmaß angenommen und mitten in ihm stößt Guren mit ihrem Wagen vor. Sie treibt ihr Pferd an, doch schließlich bleiben sie in den Massen stecken. „Das reicht“, ruft ihr einer der Soldaten zu: „Jetzt hoffen wir, dass alles funktioniert.“ Guren nickt und erhebt sich. Ihre sonst so fröhliche, gelassene Haltung verfliegt. Zu dem, was sie jetzt tut, ist sie fest entschlossen und nimmt die tobende Schlacht mehr als ernst: „Jetzt werden wir diesen Bastarden mal zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.“ Sie schlägt ihre Hände zusammen, welche augenblicklich rosa zu leuchten beginnen. Langsam entfernt sie ihre Handflächen voneinander und materialisiert ein Katana zwischen ihnen. Mit einem Schnitt schneidet sie ihr Pferd vom Wagen los. Sie löst Tenzos Mechanik aus und springt auf das Tier. Mit gekonnten Hieben bahnt sie sich ihren Weg durch die Dämonenhorden. Auch die Soldaten verlassen die Umgebung des Wagens, als dieser auch schon explodiert und das Weihwasser gen Himmel verstäubt. Langsam regnet es nun auf die kämpfenden Dämonen nieder, welche augenblicklich den Rückzug antreten. Doch anders als gehofft, verteilen sie sich nur noch weiter. Die Konzentration war durch das großflächige Verstäuben zu gering, als dass sie die Angreifer aus dem Reich der Toten komplett zurückdrängen konnte.
Die Explosion spüren sogar Xenos und Nekomaru, die sich mitlerweile weit von der Festung entfernt haben. Einen Augenblick erregt diese ihre Aufmerksamkeit, doch schon wenden sie sich wieder einander zu. Ignar beobachtet den Kampf der beiden Kinder aufmerksam. „Weihwasser bekommt Dämonen sehr schlecht“, erzählt Xenos seinem Gegenüber, während er mit seinem Schwert zuschlägt und von Nekomaru pariert wird: „Da du ja ein Dämon sein willst, wie wäre es dann, wenn wir das mal ausprobieren?“ „Lass mal gut sein. Spar dir das und stirb einfach!“ Doch mit einem Lächeln zieht Xenos eine seiner explosiven, mit Weihwasser gefüllten Kugeln von Tenzo und wirft sie direkt auf Nekomaru. Mit einem Schwung versucht dieser den Angriff abzuwehren und bringt die Ladung zwischen den beiden zur Explosion. Diese zerstäubt ihr Weihwasser in alle Richtungen, sowohl auf Xenos als auch auf Nekomaru. Ignars Augen werden groß. Beide Kinder schrecken zurück und versuchen das Wasser hastig von ihrer Haut zu wischen. „Das brennt“, schreit Nekomaru Xenos an: „Das brennt!“ „Tenzo meinte, es sei nur Weihwasser“, schreit Xenos zurück, während dieser sich ebenfalls schnellstmöglich die brennenden Spritzer abzuwischen versucht.
Plötzlich geraten die Dämonen auf dem Schlachtfeld in Aufruhr, als erneut ein lautes posaunenähnliches Donnern zu vernehmen ist. An ihrer Pforte tut sich etwas, was ihnen gar nicht zu gefallen scheint. Diese wurde mittlerweile von der Unterstützungsarmee der zehnten Legion umstellt. Mit einem Mal setzt sich die gesamte Dämonenhorde in Bewegung und stürmt auf das Portal zu. Auch Ignar meldet sich panisch zu Wort: „Nekomaru, die Ebene zerfällt. Wir müssen hier verschwinden. Diese elenden Menschen sind in unsere Welt eingedrungen!“ Nekomarus Blick fällt ungläubig auf Ignar, als dieser sich auch schon in Bewegung setzt. „Diese dreckigen Menschen. Wir sind noch nicht fertig miteinander“, spricht er zu Xenos, welcher immer noch damit beschäftigt ist, das Brennen auf seiner Haut loszuwerden: „Unser nächstes Wiedersehen wird unser letztes sein!“ Zähneknirschend dreht er sich weg und folgt Ignar. Panisch fliehen die Dämonen zurück auf die andere Seite, bevor die Pforte zerfällt und eine Rückkehr ins Reich der Toten unmöglich macht. Die Soldaten beginnen bereits zu jubeln. Am weitesten entfernt von Portal und Festung sind allerdings Nekomaru und Ignar. Sie hatten sich gegen Xenos ein großes Stück den Berg hinunter gekämpft. Auf ihrem Weg zurück öffnet sich unter Nekomarus Füßen plötzlich ein weiteres Sinkloch. Die Schneedecke stürzt ein und der Junge verliert den Halt. Er stürzt in die Tiefe. Ignar dreht sich entsetzt um, doch zögert, ob er nach Nekomaru schauen soll oder sich selbst durch die zerfallende Pforte in Sicherheit bringen soll. „Ignar“, ruft Nekomaru aus dem Loch: „Hilf mir. Schnell!“ Vorsichtig stolpert der Dämon an das Loch und schaut hinein. An einer Felskante nahe dem Abgrund hat Nekomaru mit seinen Händen Halt gefunden. „Reich mir deine Hand.“ Erneut zögert Ignar und macht schließlich einen Schritt zurück: „Nein. Das ist die perfekte Chance dich loszuwerden. Ich erzähle Heres einfach, du wärst umgekommen und wir sind dich ein für alle Mal los. Seit Jahren warten wir Dämonen nur auf solch eine Möglichkeit. Du bist keiner von uns! Du warst nie einer von uns! Du bist selbst nur ein jämmerlicher Mensch, der nicht das Recht besitzt, an unserer Seite zu stehen und erst recht nicht, der Liebling von Heres zu sein! Also lass einfach los und stirb. Niemand von uns wird dich vermissen.“ Mit diesen harten Worten und einer perfiden Freude dreht sich Ignar schließlich um und rennt in Richtung des Portals. Er lässt den in Lebensgefahr schwebenden Nekomaru zurück. „Ignar du … Verräter“, schreit Nekomaru, welcher sich nicht mehr länger halten kann.
Von hinten beobachtete Xenos die Situation und ist verwirrt. Doch im Gegensatz zu Ignar zögert er nicht lange. Nekomaru verliert mit seiner ersten Hand den Halt. Er schaut in den Abgrund und kneift die Augen zusammen. Dann gibt schließlich auch seine Kraft in der zweiten Hand nach. Nun stürzt er ab. In diesem Moment spürt er eine fremde Hand sein Handgelelenk umschließen. Er schaut hinauf. Oben liegt Xenos am Abgrund und versucht mit aller Kraft, seinen Rivalen vor dem Absturz zu bewahren. Kurz bevor Ignar das Portal durchschreitet, wirft er einen letzten Blick zurück. Vor Ärger, dass Xenos Nekomaru hilft, beißt er sich wütend auf die Lippen und verschwindet. „Was machst du da“, fragt Nekomaru. Angestrengt antwortet Xenos: „Dich retten.“ „Hör auf“, verlangt Nekomaru und beginnt sich zu winden: „Lass mich los!“ „Nein“, keucht Xenos im kalten Schnee und versucht Nekomaru nach oben zu ziehen. Mit der anderen Hand versucht er an seine Tasche zu kommen. „Warum tust du das“, will Nekomaru wissen: „Wir sind Feinde.“ Xenos antwortet nicht. Er schickt sein Leuchtsignal gen Himmel. Von der Festungsmauer aus bemerkt Tenzo die rote Spur sofort. Ihm stockt der Atem: „Guren, Xenos!“ Er rennt angespannt und besorgt hinunter in den Hof und will hinaus auf die Fläche zum weit entfernten Punkt des Signals.
Unterdessen packt Xenos mit beiden Händen zu und bemüht sich Nekomaru zu halten. Dieser hängt erschöpft und voller Unverständnis am Abgrund. Nur einen Moment später packt Xenos etwas von hinten am Oberkörper. Langsam richtet sich Xenos unter Nekomarus zusätzlichem Gewicht auf, der dabei aus der Schucht gezogen wird. Es ist Guren, die die beiden rettet. Schließlich sitzen Xenos und Nekomaru verausgabt aber sicher im Schnee. Nekomaru wendet erzürnt und innerlich verletzt seinen Blick ab. Plötzlich verschwimmt seine Sicht und er kippt zur Seite.
„Wer ist das“, erfragt Guren. Xenos schaut zur mittlerweile in sich zusammengefallenen Pforte ins Reich der Toten: „Das ist egal. Lass ihn uns erstmal ins Warme bringen.“
Geschrieben von: | Mika |
Idee von: | Mika |
Korrekturgelesen von: | May |
Veröffentlicht am: | 01.07.2017 |
Zuletzt bearbeitet: | ———- |