Kapitel 3 – Keysuke

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Die beiden Jungen Xenos und Nekomaru kommen zurück an das Tor, durch das sie Ramoras eben erst verlassen haben. Noch einmal wird ihnen bewusst, wie knapp die Unterstützung von der anderen Seite des Neavor-Gebirges eingetroffen war. Das Tor ist förmlich aus dem Mauerwerk gerissen. Zinnen und Mauerstücke liegen verteilt am Erdboden. Das ganze Torhaus ist in einem miserablen Zustand. Der Gestank der Dämonen liegt noch in der Luft. Er mischt sich mit dem Brandgeruch, der aus der Stadt dringt. Dort arbeitet man daran, die Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Hinter sich hören die Kinder das näher kommende Traben eines Pferdes. Dann ein Schnauben.

„Xenos Nebraa?“, erklingt eine metallische Stimme.

Der junge Nekromant dreht sich um. Ihm gegenüber steht ein stolzes Kriegspferd. Auf dessen Rücken thront ein voll gepanzerter Soldat. Seine goldenen Flügel zeigen seine Zugehörigkeit zur Reiterei der Keysuke.

„Ihr kennt mich?“

Der Kavallerist deutet auf Xenos‘ Kette. An ihr hängt eine Brosche mit einem Falken mit ausgebreiteten Flügeln. Das Wappen der Nebraa. Dann greift der Soldat nach seinem Helm und zieht ihn vom Kopf. In der Rüstung steckt ein junger Mann Anfang Zwanzig mit kurzen braunen Haaren. Sein Gesichtsausdruck ist ernst. Schnell überzieht sein Gesicht jedoch ein sanftes Lächeln.

„Mir ist nur ein Junge aus dem Hause Nebraa bekannt. Durch deine Kette lag es auf der Hand. Es ist mir bereits aufgefallen, als ich mit meinem Trupp vorhin an euch vorbeigeritten bin. Mein Name ist Hakū Keysuke, Offizier für den dritten Kavallerietrupp.“

Xenos schaut auf seine Kette. Er verbeugt sich leicht, um dem Offizier Respekt zu zollen.

„Ihr seid gerade noch rechtzeitig angekommen. Vielen Dank für die Hilfe.“

„Das versteht sich von selbst“, antwortet Hakū bescheiden. „In diesen Zeiten müssen wir alle zusammenhalten. Streitigkeiten über andere Ansichten oder Rivalitäten haben momentan keinen Platz in dieser Welt.“

Der Nekromant nickt: „Ihr habt recht. Nur gemeinsam können wir die Dämonenfürsten aufhalten. Aber allein die Unabhängigkeitserklärung der Provinzen und Fürstentümer des Westkaiserreiches zeigt, wie wenig dieser Gedanke verbreitet ist.“

„Am Ende können wir uns ohnehin nur Zeit erkaufen, bis deine Schwester zurückgekehrt ist“, meint Hakū. „Ihr beide als die Geschwister der Prophezeiung seid schlussendlich die, die das Gleichgewicht wieder aufbauen müssen.“

Ungern hört Xenos diese Worte. Wieder lädt man die Verantwortung auf ihm ab. Natürlich will er seine Schwester finden. Natürlich sind sie die Hoffnung Atra-Regnums. Doch auch zu zweit werden sie es nicht schaffen, wenn niemand hinter ihnen steht. Dieser Irrglaube ist ein Trugschluss. Sie sind keine Götter. Die Kinder der Prophezeiung sind eine Schlüsselrolle. Doch um ihre Aufgabe zu erfüllen brauchen sie die Unterstützung aller.

Ein anderer Reitertrupp trabt an Hakū und den Kindern vorbei und betritt Ramoras.

Sie winken den Offizier zu sich: “ Hakū, wir sammeln uns auf dem Ratsplatz. Der Rat der Drei, die oberste Instanz der Dunkelelfen, lädt alle Verteidiger und Unterstützer vor.“

„Ihr habt es gehört“, wendet sich der Kavallerist wieder an Xenos und Nekomaru und setzt seinen Helm auf. „Ich werde mich aufmachen. Es war schön, dir einmal persönlich zu begegnen, kleiner Nebraa.“

Mit diesen Worten treibt er sein Pferd an und holt zum Trupp auf. Die Jungen schauen ihm nach. Schon kommt ein Dunkelelf zu ihnen vor das Tor. Er überbringt den beiden die Nachricht zur Versammlung auf dem Ratsplatz. Natürlich sollten sie auch anwesend sein. Xenos und Nekomaru sind schließlich ebenso als Unterstützer nach Ramoras gekommen. Das war für die Keysuke-Soldaten nicht offensichtlich. Die Armee, die dem Nekromanten untersteht, ist immerhin nicht das, woran man denken würde. Die Kinder machen sich also auf zur Versammlung.

Der große mit Kopfstein gepflasterte Ratsplatz wird von fünf Gebäuden umgeben, die wiederum durch eine Mauer vom Rest der Stadt getrennt sind. Das Hauptgebäude, die lang gezogene, eindrucksvolle Ratshalle, befindet sich direkt gegenüber dem Haupteingang zum Versammlungsort. Die übrigen vier Gebäude sind die prunkvollen Wohnsitze der Ratsfamilien sowie ein nicht weniger imposantes Wirtschaftsgebäude.

Als die beiden Jungen eintreffen, ist der große Platz bereits überfüllt. In der vordersten Reihen stehen die Soldaten und Magier der Dunkelelfen. Der restliche Raum wird von den Truppen von jenseits des Neavor-Gebirges eingenommen. Es ist so eng, dass es den Truppen kaum gelungen ist, eine angemessene Formation einzunehmen. All das sehen Xenos und Nekomaru allerdings nicht. Sie blicken auf eine Wand aus stählernen Rüstungen und Pferden. Vergeblich versucht sich der kleine Nekomaru größer zu machen.

Ein Reiter wird schließlich auf sie aufmerksam. Er setzt seinen Helm ab. Wieder schaut ihnen der braunhaarige junge Offizier entgegen, denen sie vorhin vor dem Tor begegnet sind.

„Ihr seid auch hier?“, wundert er sich.

„Natürlich“, meint Nekomaru. „Wir haben auch bei der Verteidigung von Ramoras geholfen.“

Hakū nickt erstaunt: „Mit dir werden die Nebraa zu neuem Ruhm gelangen. Deine Mutter kann stolz auf dich sein.“

Er packt Xenos und zieht ihn vor sich auf das Pferd. Mit einem kurzen Kommando gibt er einem seiner Gefährten Bescheid. Dieser schaut zu Nekomaru hinab, greift ihn unter den Schultern und setzt den Blondhaarigen vor sich. Nun haben die beiden Kinder eine Aussicht über den gesamten Platz.

Vor der Ratshalle sammeln sich die Oberhäupter der drei im Rat vertretenen Häuser. Einer der Dunkelelfen tritt schließlich vor und beginnt zu sprechen.

„Ramoras ist gerettet!“, ruft er mit kräftiger Stimme. „Doch in Sicherheit wiegen sollten wir uns nicht. Die Bedrohung aus dem Reich der Toten befindet sich noch immer nicht unweit unserer Tore. Es ist eine Schande, dass unsere Heimat, der Radonum Forst, zu einer Brutstätte der Dämonen geworden ist. Umso wichtiger ist es, sie nicht weiter gewähren zu lassen! Unsere prächtige Hauptstadt bildet die letzte freie Bastion vor dem Gebirge. Wir sind ein Dolch in ihren Ländereien. Ein Dolch, den sie sicher nicht stecken lassen werden. Wir rechnen mit weiteren, noch stärkeren Angriffen. Der heute errungene Sieg ist trügerisch.

In den letzten Tagen hatten wir viel Zeit um nachzudenken. Der Rat hat alle Ausgänge dieser Belagerung in Betracht gezogen und über die Zukunft der Stadt beratschlagt. Die Seher haben ihre Visionen mit uns geteilt. Nun stehen wir vor dem glücklichen Ausgang, die Belagerung gebrochen zu haben. Das verdanken wir nicht nur unseren Brüdern im Süden. Nein, wir müssen uns eingestehen, dass dieser Sieg ohne unsere kaiserlichen Unterstützer nie möglich gewesen wäre. Unser Dank gilt daher auch dem Entsatzheer aus den Armeen des Keysuke-Clans und der Thrakia-Familie von jenseits des Neavor-Gebirges. Wir stehen fortan in eurer Schuld. Besonderer Dank gilt außerdem dem Nekromanten der Nekropole Falkenbach, auf dessen Unterstützung wir bauen konnten. Diese Belagerung hat dabei ein weiteres Mal bewiesen, dass die Anwender der Nekromantie nicht mit dem Reich der Toten im Bunde stehen müssen. Fortan wird sich der Rat der Drei daher für die Aufhebung des ungerechten Verbotes der Nekromantie einsetzen.

Nun möchten wir jedoch auf die Zukunft unserer Stadt zu sprechen kommen. Solange der nördliche Radonum Forst unter der Kontrolle der Dämonen steht, bleibt Ramoras bedroht. Genauso ist Ramoras allerdings auch ein Dorn in den Plänen der Dämonen. Erst wenn Ramoras fällt, werden sie unsere Grenzgarnisonen im Neavor-Gebirge angreifen, um ins Kaiserreich vorzudringen. Aus diesem Grund werden wir die Stadt weiterhin verteidigen müssen. Wir sind uns bewusst, dass Ramoras zum Kriegsgebiet werden wird, sofern es dies nicht bereits ist. Ein geregeltes gesellschaftliches Leben, geschweige denn eine Regierung, wird für nicht absehbare Zeit unmöglich sein.

Aus diesem Grund werden wir alle Einwohner fortschicken. Unsere Planung sieht vor, sie jenseits des Neavor-Gebirges durch die Gebiete des Kaiserreiches in den Süden zu schicken. Gleichzeitig empfangen wir über diesen Weg Unterstützung von unseren Brüdern und Schwestern aus dem südlichen Radonum Forst. Darüber hinaus übertragen wir an S’hen-Gar, die größte Stadt im freien Teil unseres Landes, die Funktion als Hauptstadt.

Bis die Maßnahmen umgesetzt sind, hoffen wir weiter auf unsere kaiserlichen Unterstützer. Wir danken für eure Aufmerksamkeit.“

Mit diesen Worten ziehen sich der Redner und die anderen beiden Oberhäupter der drei Clans in die Ratshalle zurück. Es ist still. Die Worte hallen in den Köpfen der Leute wider. Diese Ansprache ist vermutlich eine der bedrückendsten Reden, die viele von ihnen bisher gehört haben. Allein der Kontext wiegt schwer. Das starke und stolze Reich der Dunkelelfen gesteht sich ein, dass es keine Kontrolle mehr über diese Lage hat. Sie sehen keine Möglichkeit, die Geschehnisse doch noch zu ihren Gunsten zu wenden. Stattdessen bleibt ihnen lediglich die Schadensbegrenzung. Dieser Siegesrede ist wenig Positives zu entnehmen. Doch sicher können die meisten den schweren Aussagen des Rates zustimmen. Ihre Entscheidung ist richtig, auch wenn die Konsequenzen untragbar erscheinen mögen.

Nach und nach entsteht ein Geraune in der Menge. Einzelne Truppenverbände ziehen sich vom Ratsplatz zurück. Xenos schaut zu Hakū auf. Dieser blickt zu ihm hinab.

„Du bist der Nekromant der Nekropole Falkenbach“, klingt der Offizier vorwurfsvoll und gleichzeitig mit fragendem Unterton. „An anderer Stelle in der Rede kann ich sonst keinen Platz für dich finden, wenn du sagst, du hast Ramoras unterstützt.“

Xenos senkt bedächtig den Kopf und nickt.

Hakū hebt den Jungen von seinem Pferd und macht einen Schritt zurück: „Ich hätte es gleich wissen müssen. Ein Nebraa auf dem Schlachtfeld. Das kann nur bedeuten, dass er ein Nekromant ist.“

„Das ist nicht wahr“, entgegnet Xenos. „Meine Familie bestand aus Magiern verschiedener Schulen! Der Großteil war der Nekromantie verschrieben. Das waren jedoch lange nicht alle.“

Nekomaru springt vom Pferd des anderen Kavalleristen an Xenos‘ Seite: „Was ist so schlimm daran, dass er ein Nekromant ist? Du hast den Dunkelelfen da vorn gehört. Er kämpft auf der Seite Atra-Regnums!“

Hakū denkt nach und schüttelt dann den Kopf: „Entschuldigt, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Unsere Familien sind noch immer befreundet. Sie waren es vor als auch nach den Nekromantenverfolgungen. Ich habe nie geglaubt, dass alle Nekromanten auf der Seite der Dämonen stehen. Diese Annahme wird bereits durch die Geschichte unserer Familien widerlegt. Dennoch lehne ich Nekromantie ab. Ich halte es für falsch, die Körper und Seelen der Verstorbenen als Werkzeuge zu benutzen. Sie sind noch immer ehrenwerte Idividuen. Sie im Tode zu knechten und für die eigenen Zwecke zu nutzen ist falsch.“

„Nekromantie kann viel mehr sein als das, was Ihr beschreibt“, erklärt Xenos. „Nekromantie kann heilen, was andere Künste nicht zu schaffen vermögen. Sie kann ganze Körperteile ersetzen. Oder stellt Euch vor, Ihr wolltet leben, versterbt aber viel zu früh. Ihr könntet eine zweite Chance bekommen.“

Der Offizier geht in sich: „Ich denke, du könntest recht behalten. Nekromantie kann nicht auf das Eine reduziert werden. Das Spiel mit dem Tod bleibt für mich jedoch falsch. Selbst wenn man zu früh aus dem Leben gerissen wird, ist es das vorherbestimmte Schicksal. Mit ihrer Macht über Leben und Tod heben sich Nekromanten auf eine Stufe mit den Göttern. Niemand sollte diese Fähigkeiten haben.“

Xenos schweigt. Hakūs letztes Argument ist stark. Sie werden sich nicht einigen können. Todesmagie ist und bleibt ein kontroverses Thema. Plötzlich reicht der Soldat ihm die Hand hinab. Der Junge zögert, greift jedoch zu.

„Versteh mich nicht falsch. Ich denke, du bist ein guter Junge. Sicher bist du auch ein verantwortungsbewusster Nekromant. Ich war lediglich von der Wahrheit überrascht, die sich mir offenbart hat. Unsere Ansichten mögen verschieden sein, doch unser Blut ist es nicht.“

Der Junge lächelt, als sich ihr Griff schließlich wieder löst. Das ist der Geist des ehrenwerten Rittergeschlechts der Keysuke. Eine Abstammung, auf die er genauso stolz ist wie auf die der Nebraa. Loyalität und Zusammenhalt sind die obersten Gebote der Familie seines Vaters. Obwohl er und Hakū sich nie zuvor begegnet sind, spürt er diese brüderliche Atmosphäre zwischen ihnen, die scheinbar alles überdauern könnte.

Schließlich setzen sich die Reiter um Hakū in Bewegung. Der Offizier nickt Xenos verabschiedend zu und setzt seinen Helm auf. Dann trabt er davon, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Du wirst es nicht leicht haben, Kleiner. Aber vergiss nicht, dass du dort draußen noch eine Familie hast, auf deren Unterstützung du bauen kannst.“

Nekomaru ist beeindruckt: „Ich wusste nicht, dass deine Familie größer ist als nur deine Mama und Schwester. Du hast wirklich Glück. Ich wünschte, ich hätte so viele Leute hinter mir stehen.“
Xenos‘ Lächeln verharrt noch immer auf dessen Gesicht: „Ja, diesen Teil meiner Familie darf ich nicht vergessen. Seit Generationen heiraten unsere Familien ineinander ein. Die Keysuke waren es auch, die verhindert haben, dass der Name Nebraa aus Atra-Regnum verschwindet. Einen wichtigen Teil dazu hat mein Papa beigetragen.“

„Du meinst, weil deine Familie bei den Nekromantenverfolgungen nahezu gänzlich ausgelöscht wurde?“

„Sowohl Nebraa als auch Keysuke sind dem Kaiserreich und dem Kaiser seit Jahrhunderten treu ergeben. Einige meiner Vorfahren, der Zweig aus dem ich stamme, waren Teil des kaiserlichen Magierrates. Sie waren keine Nekromanten. Dennoch blieben sie zu den Hochzeiten der Verfolgungen nicht von den Anschuldigungen zur Nekromantie befreit. Der damalige Kaiser entließ sie zu ihrer Sicherheit aus ihrem ehrenwerten Amt und verhalf ihnen zur Flucht. Zuflucht fanden sie in der Heimat der Keysuke. Diese widersetzten sich jedem Auslieferungs- oder Verfolgungsgesuch. Nur wenige andere Nebraa hatten das Glück, von den Verfolgungen verschont zu bleiben oder sie zu überleben.“

„Unglaublich!“, staunt Nekomaru. „So etwas hätte es im Reich der Toten nicht gegeben. Hier ist sich jeder selbst der nächste. Sie haben deine Familie selbstlos gegen alle anderen verteidigt. Das spricht nicht nur für ihre Stärke, sondern beweist auch …“

Der Blondhaarige beginnt zu überlegen. Das Wort, welches er benutzen wollte, ist ihm entfallen. Etwas typisches für Menschen, aber untypisches für Dämonen. Was war es gleich?

„Ehre?“, ergänzt Xenos Nekomaru fragend.

„Genau! Es beweist die Ehre der Keysuke.“

Xenos nickt: „Ehrenhafte Ritter von beeindruckender Stärke. Das beschreibt den Clan meines Papas passend. Du hast es ja gesehen. Zusammen mit den Thrakia, den Nachbarn und weiteren wichtigen Verbündeten der Keysuke, haben sie die Belagerung um Ramoras quasi allein gebrochen. Der Entsatz muss aus ungefähr zehntausend Mann bestanden haben. Die Hälfte von ihnen gehört zum Heer der Keysuke. Es gilt als eine der erfahrensten und gefürchtetsten Armeen des Kaiserreiches. Im Kampf gegen sie ist immer mit hohen Verlusten zu rechnen. Ihre Stärke nutzen sie jedoch nicht, um sich einen Vorteil zu verschaffen. In der Geschichte Atra-Regnums haben sie noch nie selbst einen Krieg begonnen. Das macht sie zu begehrten Verbündeten auf dem Schlachtfeld.“

Das Gespräch der beiden wird unterbrochen, als plötzlich der Geist eines achtjährigen Jungen neben ihnen erscheint. Die bläuliche, fast durchsichtige Gestalt mit kurzen, braunen Haaren trägt stark verbrannte, edle Kleidung.

Die beiden Kinder kennen den kleinen Geist. Yuki Nebraa ist sein Name. Das Dämonenkind Lucien hatte ihn zusammen mit dessen Eltern als hybride Untote erweckt. Nach Xenos‘ Rettung vor der Vampirin Lamilia konnten sie ihn aus Luciens Bann befreien. Seine Eltern sind jedoch zuvor im Kampf gefallen. Da er nicht allein ins Reich der Toten zurückkehren wollte, lebt er seitdem mit den anderen in der Nekropole Falkenbach. Hier hat er neue Freunde gefunden, die ihn über seinen Verlust hinweghelfen.

„Yuki!“, freut sich Nekomaru.

„Xenos!“, spricht der Geisterjunge aufgeregt. „Ein Ausfalltrupp der Inquisition ist in unseren Wald eingedrungen.“

„Konntet ihr sie nicht vertreiben?“, fragt der Nekromant.

„Wir haben es nicht mitbekommen. Sie haben drei Wiedererweckte entführt. Sie wollen sie heute Mittag auf dem Markt in Moraquell erlösen.“

Xenos atmet schwer auf. Für ihn und die Bewohner seiner Nekropole sind die Untoten genauso Teil der Gesellschaft wie die Lebenden. Nicht nur sind sie die Familienangehörigen der lebenden Einwohner. Sie sind auch keinesfalls einfache reanimierte Körper, ohne Seele und freien Willen. Sie wurden wiedererweckt. Ihre Seelen wurden zurück an ihre Körper gebunden. Sie fühlen, denken selbstständig und handeln frei, nicht anders als die Lebenden. Es macht also keinen Unterschied, wen die sich bildende Inquisition gefangengenommen hat. Xenos ist gezwungen zu handeln. Und er muss sich beeilen.


Geschrieben von: Mika
Idee von: Mika
Korrekturgelesen von: May
Veröffentlicht am: 01.06.2020
Zuletzt bearbeitet: ———-
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